250 Jahre Tradition der Musikkapelle Bühlerzell - 28. Kreismusikfest

Vom 22. - 26. Juni 2011 findet das 28. Kreismusikfest in Bühlerzell statt.

 

Das Jubiläums-Programm finden Sie hier.

Zur Historie:

Fast alle Musikkapellen mit einer langen Tradition haben sich aus Kirchenmusiken oder Turmbläsern entwickelt. So ist es auch in Bühlerzell gewesen.

Es ist ungewöhnlich, dass in einer kleinen Kirchengemeinde wie Bühlerzell bei den heiligen Messen auf musikalischem Gebiet so ein Aufwand getrieben wurde, indem „Kirchensinger“ und „Kirchenmusikanten“ so genannte „figurierte Ämter“ gestaltet haben.

Bühlerzell gehörte damals zum Gebiet der Fürstprobstei Ellwangen, die auch über die Abgaben, sprich den Zehnten in Oberfischach, verfügen konnte, obwohl die dortige Bevölkerung bereits seit 1538 evangelisch war. Diese Bühlerzeller Kirchenmusikanten stellten nun im Jahre 1761 den Antrag, ob man nicht von dort Unterstützung in Form von 4 Gulden pro Jahr erhalten könnte. Mit dem Brief von Bernhard Spresser, des damaligen Lehrers und Vorspielers, sprich Dirigenten der Musikanten, und der damaligen Buchhaltungsschriften ist die lange Tradition belegt. Schließlich wurden den Musikanten die 4 Gulden zugestanden und bis zur Säkularisation im Jahr 1803 ausbezahlt.

Aus einem Schreiben der Ellwanger Regierung an den Bühlerzeller Pfarrer Erhard vom 2. September 1765 geht hervor, dass die Musikanten nicht nur bei der Messe, sondern auch in den Wirtshäusern spielten. Musikanten und Wirtshäuser sind in ihrer Verbindung ein idealer Nährboden wider die von der Kirche gesetzte Ordnung, zumal dabei, wie es in dem Brief heißt, „die schändlichen Schleif- und  Walzertänze“ aufgeführt wurden. Der Walzer kam erst wenige Jahre zuvor in Mode und wurde hauptsächlich von Leuten getanzt, die den aufklärerischen Ansichten zugetan waren. Der Walzer war sozusagen die Musik der „Revoluzzer“.

Nachdem es bis dahin nur Schreittänze wie Menuett gegeben hatte, hatten die Tanzenden beim Walzer ständigen Körperkontakt und beim schnellen Drehen waren „sogar die Knöchel der Frauen“ zu sehen. Der Wiener Walzer war Ausdruck des neuen Geistes und wurde deshalb von der Obrigkeit abgelehnt. Wenn also der neue „Dreivierteltakt“ aufgespielt wurde und die Burschen die Mädchen zum Tanz aufforderten, war man in Bühlerzell, entgegen der Meinung der Regierenden, damals schon „Up to date“!


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